Geschichte der chinesischen Medizin.

Die chinesische Medizin basiert sowohl auf einem durchdachten analytischen Fundament, als auch auf der Erfahrung aus langer Beobachtung. Einige der frühesten chinesischen Schriften beschreiben schon die Anwendung medizinischer Kräuter oder sie Wirkung der Ernährung auf die Gesundheit.

Der Klassiker, auf dem die traditionelle chinesische Medizin basiert, ist das Buch HUANG DI NEIJING SUWEN, "Essentielle Fragen zu Huang, des Klassiker des Inneren", das vor ca. 5000 Jahren in der Tang-Zeit von Wang Bing verfaßt wurde und auf einem noch älteren Werk, dem HUANG DI NEIJING, basiert. Diese Bücher bestätigen, wie weit fortgeschritten das medizinische Wissen im Altertum war.

Bianque (5. Jhd. v.u.Z.) ist der erste berühmte Arzt der chinesischen Antike. Ihm wird die Erfindung der Akupunktur und der Pulsdiagnose zugesprochen, der er noch die Me thode des "Horchens auf den Atem", die Untersuchung der Gesichtsfarbe und die Befragung des Patienten nach den Ursprüngen seiner Krankheit hinzufügte. In den Werken des Altertums wird von ihm berichtet, daß er in der Lage gewesen sei, Menschen, die man bereits für tot gehalten hatte, ins Leben zurückzuholen, insbesondere den Prinzen des Königreichs Guo. Er hatte sehr früh eine Krankheit des Fürsten Xuan von Qi diagnostiziert, die dieser jedoch nicht wahrhaben wollte, da er sich körperlich nicht unwohl fühlte. Xuan starb bald darauf, weil er den Ratschlägen des Bianque zu spät Glauben geschenkt hatte.
Dieser Arzt wurde so berühmt, daß man heute noch von einem Mediziner lobend sagt, er sei ein zweiter Bianque.

Große Mediziner der Antike.

Die traditionelle chinesische Medizin unterscheidet sich in verschiedene Schulen.

Liu Yuansu versuchte in der zweiten Hälfte des 7. Jhd. die im Laufe der Zeit angesammelten über 16.800 Verschreibungen auf ca. 300 zu reduzieren und klassifizierte die verschiedenen Arten der Krankheiten in sechs Kategorien, unterschieden nach den fünf Elementen: Wasser, Feuer, Holz, Metall, Erde.
Er vereinfachte so die gesamte Medizin.

Zhang Congzheng (1156-1228) führte den Ursprung der Krankheiten auf "schlechtes Pneuma", XIEQi zurück, das sich in den oberen, mittleren oder unteren Regionen des Körpers angestaut habe. Er erfand auf dieser Basis die "drei Behandlungsmethoden": schwitzen, erbrechen und ausspucken.

Zhu Zhenheng (1280-1358) geht davon aus, daß Krankheiten auf einem Ungleichgewicht von Yin und Yang basieren, das hervorgerufen wird durch unbefriedigte Begierden. Seiner Theorie nach ist das helle, männliche, warme Prinzip Yang immer im Überfluß vorhanden, während es oft an Yin fehlt. Er empfiehlt deshalb eine Reduzierung der Bedürfnisse zur Vermeidung von Krankheiten. Seine Methode besteht im reglosen Liegen bei geschlossenen Augen, um die Nervosität zu bekämpfen und das Blut zu stärken.

Hua Tuo (? - 208) war der erste große Chirurg der chinesischen Geschichte. Bekannt ist er geworden, weil er den Helden der Drei Reiche, Guan Yu, heilte, der von einem vergifteten Pfeil getroffen worden war. Hua Tuo benutzte ein Anästhetikum aus Pflanzenextrakt, schabte den vom Gift betroffenen Knochen ab und rettete so Guan Yus Leben. Er war auch der erste Arzt, der erfolgreich ein Stück Dickdarm entfernte. Für die Erhaltung der Gesundheit erfand er ein gymnastisches Spiel, das Spiel der fünf Tiere, dessen Bewegungsabläufe in einem Ming-zeitlichen Werk aufgezeichnet sind. Auch die Hydrotherapie und Teile der Akupunktur sind ihm zu verdanken. Hua Tuo wurde von Cao Cao hingerichtet, weil er ihm eine Schädeloperation empfohlen hatte, die dieser als Anschlag auf sein Leben wertete.

Wang Shuhe (3. Jh.) schrieb den "Klassiker des Pulses": MAI JING, in dem er 24 verschiedene Pulssorten unterscheidet. Er entwickelte die Diagnose aufgrund der Veränderungen des Pulses, der Untersuchung von Händen, Gesicht und Füßen.

Huangfu Mi (215-282) hat das zu seiner Zeit bestehende Wissen über Akupunktur und Moxibustion neu geordnet und in seinem "Klassiker der Akupunktur", ZHENJIU JIAYI JING, so exakt verzeichnet, daß dieses Buch heute noch ein Standardwerk, sowohl in China, als auch in Japan, darstellt. Er zeigt die genauen Stellen auf, an denen die Nadeln gesetzt werden müssen, klassifiziert die zu benutzenden Nadeln nach ihrem Einsatz bei verschiedenen Krankheiten, die Tiefe, in der sie je nach Jahreszeit eingestochen werden dürfen und zählt die Fälle auf, in denen Akupunktur gefährlich werden könnte.

2500 Jahre Erfahrung.
Der im Laufe von Jahrtausenden angewachsene Wissens- und Erfahrungsschatz der traditionellen chinesischen Medizin fordert umfassende Beschäftigung mit dem Menschen. Im Gegensatz zur symptomorientiereten Medizin im Westen ist das typische Merkmal der chinesischen Medizin eine ganzheitliche Betrachtungsweise, indem der Organismus als organische Einheit betrachtet und auch die Beziehung des Menschen zur Natur als Einheit angenommen wird.